Gewässerschutz im Zeitalter der Digitalisierung

Der Gewässerschutz ist in der Schweiz schon seit 1953 gesetzlich verankert. Das betrifft sowohl die Morphologie wie auch die Wasserqualität aller stehenden und fliessenden Gewässern. Wie wichtig uns Schweizern unsere Natur ist, wurde mit der Revision der Gewässerschutzgesetze 2011 bestärkt. Seither gelten besonders strenge Grenzwerte für diverse Stoffe, die eine Welle von baulichen Massnahmen bei den Abwasserreinigungsanlagen und der Abwassernetze mit sich zogen.

Drittgrösste Infrastrukturanlage der Schweiz

In der Schweiz bildet heute die Abwasserentsorgung neben Strasse und Bahn die drittgrösste Infrastrukturanlage dar. Unser Abwassernetz beträgt heute rund 200‘000 km Leitungen und hätte heute einen Wiederbeschaffungswert von über 120 Mrd. Franken. Rund 2 Mrd. m³ Abwasser pro Jahr werden in rund 760 ARAs und 15‘000 Kleinkläranlagen gereinigt. (Quelle: EAWAG)

Da die meisten Anlagen im Boden vergraben sind, wird die Komplexität des Gesamtnetzes selten wahrgenommen. Und das System lebt: Es wächst, es altert und es muss sich an neue Anforderungen anpassen. Für die Planung werden daher spezielle Softwarelösungen eingesetzt, damit auch zukünftige Anforderungen an den Gewässerschutz erfüllt werden können. Fachspezialisten behalten dank dieser Programme das Gesamtsystem im Blick: Lage der Leitungen im Boden, Material, Eigentum, Zustand, Sanierungsbedarf, heutige und zukünftige hydraulische Belastung und so weiter. Der Blick in die Zukunft ist ein fester Bestandteil der Abwasserentsorgung.

Die generelle Entwässerungsplanung (GEP)

Die generelle Entwässerungsplanung stellt den nachhaltigen Betrieb der Abwasseranlagen sicher. Der GEP berücksichtigt hierbei nicht nur das potentielle Wachstum der Gemeinde, sondern auch Versickerungsmöglichkeiten, Schutz von Grundwasservorkommen und Fliessgewässer, Gefahrenbereiche etc. Der Zeithorizont für die Massnahmenplanung und deren Finanzierung umspannt im Minimum 15 Jahre.

Die dabei entstehenden Informationen wurden früher in umfassenden technischen Berichten und Plänen zusammengefasst. Dieser notwendige Schritt brachte zwar die Ergebnisse in einen überschaubaren Umfang, erschwerte jedoch dem Leser zu verstehen, in welchem Zusammenhang eine Massnahme entstanden ist und wo die Schwierigkeiten liegen. Ein gewisses Vertrauen zum Planer war zwingend notwendig.

​GEP 2. Generation

Mit dem GEP der zweiten Generation können heute sämtliche Daten weitergegeben werden: Der Datenempfänger holt sich dann jene Informationen aus dem Pool heraus, die er benötigt. Der Datenempfänger kann ausserdem den Datensatz jederzeit prüfen und plausibilisieren. Der neue GEP beinhaltet dabei nicht nur die öffentlichen Anlagen, sondern umfasst auch die privaten Sammelleitungen und die Regenabwasserleitungen. Eine wesentliche Neuerung liegt darin, dass eine Gewässerverschmutzung nicht mehr im Einzelfall (Emissionsseitig) beurteilt wird. Heute wird der Gewässerschutz mittels immissionsseitiger Betrachtung sichergestellt: Dabei wird die Summe sämtlicher Belastungen der Widerstandsfähigkeit des Gewässers gegenüber gestellt.

Die Digitalisierung betrifft sämtliche Bereiche, so auch die Planung und Finanzierung der Abwasserentsorgung, die Massnahmenplanung sowie auch die Schnittstellen zum Strassenbau und anderen Werken. Die Gemeindeverwaltung kann heute sämtliche Datensätze zusammenlegen und so sämtliche Aufgaben umfassend koordinieren. Auf übergeordneter Ebene (ARA-Verbände, Kanton und Bund) ermöglichen die neuen, vollständigen Daten die Erstellung von optimierten Gesamtsystemen, die Qualitätskontrolle der Planung und eine statistische Analyse über die gesamte Schweiz.

Lösung mittels neuer Fachschale

Die finanziellen Ressourcen der öffentlichen Hand verlangen eine behutsame Planung und Priorisierung der Massnahmen. Da ein moderner Entwässerungsplan das Wissen von interdisziplinären Spezialisten-Teams und Ingenieuren benötigt, kann die Sachbearbeitung heute selten von der Gemeinde selbst erledigt werden. Der Austausch von GEP-Daten (sowohl Grundlagen als auch von Ergebnissen) erfolgt auf Basis neuer Datenmodelle, z.B. VSA-DSS-Mini oder SIA405, KEK, ALR und LKmap). Für die Datenbetrachtung, -prüfung und -verarbeitung empfehlen wir die Software S&K-Tiffany.

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